Kritiek

Mit einer gewissen Schärfe wahrzunehmen, was uns umgibt, zeugt von einem sowohl intelligenten wie aktivem Blick. So viele Menschen gehen durch die Welt, ohne etwas zu sehen! Die aktive Wahrnehmung ist jedoch auch Ausgangspunkt jedes künstlerischen Schaffens, sofern sie von Emotionen bewegt wird. Viele sind dazu fähig, doch gehört zu dieser Voraussetzung eine persönliche Ausdrucksform, was gewisse technische Fähigkeiten bedingt. Hier findet die Auslese statt, bei der verschiedene Nuancen und Dimensionen mitspielen, weil es vorwiegend um Interpretationen geht. Da nun aber die Kunst ein lebendiges Wesen ist, muss der Künstler, wenn er nicht in einem sich wiederkehrenden Prozess eingefangen werden will, die Möglichkeit haben sich zu entwickeln. So ist es normal vom Werdegang und der Suche eines Künstlers zu sprechen.

Roby Hoffmanns Weg ist ein charakteristisches Beispiel für diese Suche. Der Malmedyer Künstler fühlte sich beengt bei seiner graphischen Arbeit in einer Druckerei und nahm sich, der damit verbundenen Schwierigkeiten bewusst, die Freiheit eines freischaffenden Künstlers. Seine ersten Ausstellungen sind die eines originellen Aquarellmalers, mit strukturierten Kompositionen und einer feinen Linienführung, die die Landschaft gefühlvoll analysieren. Danach arbeitete er auf Leinwand in einer kraftvollen, gewagten Farbskala, ähnlich der der „jungen Wilden“, aber ohne Aggressivität, wobei die Figuration in stärkerem Maße zur Bewegung wurde. Seine Entwicklung tendierte immer mehr zur gestuellen Malerei, nach einer immer stärker suggerierten und verinnerlichten Realität. Breite Flächen in gleichförmigen Farbtönen ließen sich als Träger eines inneren, tiefen Friedens, den man auch später wieder finden wird, auf einen lebendigen Dialog zwischen den Farben ein.

Roby Hoffmann wendet sich dann Materialien wie Holz, Glas, Metall und Schiefer zu, nicht in ihrer Neuerscheinung, sondern mit der Erfahrung eines langen menschlichen Umgangs. Er verbindet diese Materialien oder hebt den Lauf der Zeit hervor, durch den sie geformt wurden. Bei Gelegenheit gibt er ihnen neues Leben, indem er sie in einen Bach einfügt. Die Linien und Rillen auf dem Cherbins-Schiefer inspirieren ihn zu zeichnerisch nüchternen, feinfühligen Kompositionen.

So wundert man sich nicht, dass die orientalische Philosophie, der Roby Hoffmann im Kontakt mit der indischen und chinesischen Bevölkerung begegnete, eine besondere Resonanz im Geist und in der Ausdrucksweise des Künstlers findet, der nicht auf Äußerlichkeiten bedacht und immer auf der Suche nach dem Innermenschlichen ist. In seiner Malerei findet man dies in angedeuteten Formen wieder, in denen der Blick des Betrachters, wenn er das möchte, Reliefs von fernen Landschaften im Nebel wahrnehmen kann. Mehr denn je bleibt dem Betrachter die Wahl das Angebotene selektiv anzusehen.

Dies ist die große Freiheit, die die zeitgenössische Kunst postuliert, was mit der feinen Sensibilität eines Künstlers geschieht, der seinen inneren Weg beschreitet ohne sich in einen elfenbeinenen Turm zurückzuziehen: Die mit anderen Künstlern gepflegten Kontakte sowie die über deren Werdegang gemachten Videos zeugen von der Offenheit, die jede Exklusivität und jeden Narzissmus ausschließt. Es bahnt sich ein Weg ohne jede vorgefasste Meinung, steigt auf zu einer immer stärker mit menschlichen Erfahrungen angereicherten Kontemplation, die mit der Diskretion eines authentischen Talents angeboten wird.

Albert Moxhet
Critique d’art